Der Migros-Verkaufswagen in Amriswil
Mit Fotos und Zeitungsinseraten illustrierte Reto Candio die spezielle Erfolgsgeschichte von Migros Gründer Gottlieb Duttweiler ab 1925. Zu dieser Zeit sind die Lebensmittelpreise stark gestiegen. Grosse Preisdifferenzen zwischen Detail- und Grosshandel bewogen Duttweiler wenige Produkte günstig anzubieten. Kaffee, Reis, Kokosfett, Zucker, Hörnli und Seife konnten so bis 30% günstiger angeboten werden.
Damit wollte Duttweiler den Mittel-Grosshandel aufbauen und fand auch den richtigen Namen: Migros. Mit der Idee, das Angebot zum Käufer zu bringen, kam der mobile Verkaufsstand zum Konsumenten. So fielen auch keine Mietkosten an. Der erste Verkaufswagen machte 1932 in Amriswil halt. Die Standorte der Wagen waren genau fixiert und die Verkaufszeit pro Standort auf 15 Minuten limitiert. Dass diese Konkurrenz die Lebensmittel-Läden nicht erfreute, lag auf der Hand. Die Migros mit dem billigen Angebot im Lastwagen war für viele Einwohner ein Tabu. Kein Gewerbler wagte es, in der Migros einzukaufen, weil er befürchten musste, dass sein Geschäft dadurch weniger berücksichtigt werde. 1941 wurde die Migros AG in eine Genossenschaft umgewandelt. Wert damals 14 Millionen Franken. Der erste Migros-Laden war an der Tellstrasse 5. Ab 1960 an der Bahnhofstrasse 39 und seit 1978 auf dem ehemaligen «Budenplatz» an der Kirchstrasse. Ein möglicher Standort wäre auch der «Tellenpark» gewesen, ein Projekt von Gustav Maurer. Heute steht dort das Golf-Hotel Byblos. Doch bis es so weit war, wurde um den Standort gestritten: Tellenpark gegen Budenplatz. Ein Teil des «Budenplatzes» war im Besitz der Firma ESCO; der südliche Teil gehörte der Gemeinde. Für den privaten Migros-Neubau war also eine -damals umstrittene- Umzonung nötig. Mit der Auflage an die Migros, den Parkplatz zweimal jährlich am Jahrmarkt den Buden zur Verfügung zu stellen, stimmten die Stimmbürger der Umzonung zu. Der Erfolg der Migros zeigt sich auch im grosszügigen Neubau «Amriville-Süd», der 2019 eröffnet wurde.